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Wenn das Bild sehr groß ist

Sehr grosse Bilder bringen einige Probleme mitsich. Wie verstärkt man sie an den Ecken? Wie hängt man sie auf? Was für ein Glas setzt man ein? Wie transportiert man sie?


Das Heften der Rahmenecken
Eines der Probleme ist das Heften der Rahmenecken.
Durch das große Gewicht des Bildes entsteht ein starker Druck an den Verbindungsstellen, die daher ganz besonders robust sein müssen.
Beim Heften mit einer Heftmaschine muß man ziemlich viele Klammern verwenden, wobei ggf. auch mehrere Klammern übereinander angebracht werden.
Außerdem wird empfohlen, auf beide Gehrungen Klebstoff aufzutragen.
Bei ganz besonders dünnen Rahmen sollte die Ecke noch zusätzlich mit Metallwinkeln verstärkt werden. Diese Winkel werden mit Nägeln oder noch besser mit Schrauben befestigt. Einige Winkel weisen auch einen Steg zum Einführen der Bilderöse auf. In diesem Fall müssen die zwei Löcher des Steges genau den gleichen Abstand haben wie die Löcher der Bilderöse.

 

Das Glas
Bei sehr großen Bildern muß das Glas dicker sein als das für normale Rahmen verwendete 1,6/1,8-mm-Glas: die Stärke muß 2-3 mm betragen.
Es lohnt sich für den Einrahmer fast nie, so dickes Glas auf Lager zu haben.
Er muß es also extra bestellen.
Das stärkere Glas ist zwar weniger empfindlich, macht aber den Rahmen noch schwerer: der Rahmen muß also ganz besonders robust sein, um das Gewicht aushalten zu können.
Eine Lösung wäre die Verwendung von Kunstglas. Im Handel gibt es mehrere Typen mit verschiedenen Namen (Crilex, Polystyren, Plexiglas), die auch unterschiedliche Merkmale haben. Alle diese Typen haben jedoch eines gemeinsam: sie sind viel weniger zerbrechlich als Glas und haben auch ein geringeres Gewicht: bei sehr großen Bildern bieten sie sich daher als sinnvolle Alternative zum Glas an.
Kunstglases hat jedoch auch Nachteile: es verkratzt leicht und ist sehr teuer.
Wenn das Glas nach dem Einsetzen in den Rahmen gereinigt wird, darf man nicht zu stark andrücken, denn sonst bricht die Glasplatte.
Um dieses Risiko zu vermeiden, kann man Kartonstücke unter die Rahmenmitte legen, damit das Glas gestützt wird: die Glasscheibe liegt also sowohl auf dem Rahmenfalz als auch auf der zentralen Kartonfläche auf.

 

Die Rahmenrückseite
Bei grossen Bildern kann man als Rahmenrückseite keine normale graue Pappe verwenden, da sie im Handel nicht in solch großen Dimensionen erhältlich ist.
Man könnte mehrere Teile verbinden, aber es ist keine elegante Lösung; man muß also auf ein anderes Material zurückgreifen.
Zuletzt ist es modern, Wellpappe zu verwenden, die in der Größe 100x140 cm erhältlich ist (Rinaldin bietet auch das Format 120x160 cm an).
Wellpappe ist leicht und hat gleich zwei Vorteile: sie ist leicht zu schneiden und macht das Bild nicht zu schwer.
Auch Schaumstoffplatten, die beidseitig mit Steifpapier überzogen sind, sind sehr gut geeignet, aber etwas teurer. Im Handel findet man sie in verschiedenen Stärken und Formaten.

 

Wenn der Rahmen dünn ist
Der Einrahmer sollte den Kunden von der Auswahl zu dünner Rahmen für sehr große Bilder abraten.
Es besteht das Risiko, daß der Rahmen das Gewicht nicht aushält oder daß das Glas bricht.
Das Glas kann ausserdem bei dünnen Rahmen aus seinem Sitz austreten.
Auch wenn das Bild angehoben wird und man dabei im Zentrum der Oberseite greift, kann sich der Rahmen verziehen, und das Glas austreten.
Um diesem Problem vorzubeugen, muß man die Ober- und Unterseite mit einem Eisendraht fest zusammendrücken, wobei der Draht im Zentrum der beiden Seiten befestigt wird.
Zur Befestigung wickelt man den Draht oben und unten um einen Nagelkopf. Das geht ganz leicht: bringen Sie im Zentrum der beiden Seiten einen Nagel an; wickeln Sie den Eisendraht um einen der beiden Nägel; jetzt spannen Sie den Draht und wickeln ihn um den Nagel auf der anderen Seite.
Die beiden Nägel müssen vor dem Einsetzen des Bildes eingeschlagen werden, da sonst das Glas durch die Hammerschläge erschüttert wird und brechen kann.
Nach dem Anbringen des Drahtes werden die zwei Nägel mit dem Hammer noch tiefer hineingeschlagen, damit der Eisendraht blockiert wird (achten Sie dabei auf das Glas...).
Ein ähnliches System besteht in der Befestigung eines Bandes aus Kunststoff anstelle des Eisendrahtes. Das Band wird mit einer manuellen oder pneumatischen Fixierpistole befestigt und darf nicht elastisch sein.
Da es nach dem Einsetzen des Bildes angebracht wird, muß man aufpassen, daß das Glas nicht bricht.

 

Die Bilderösen
Bei großen Bildern sind immer zwei Bilderösen anzubringen.
Trapezförmige Bilderösen sind am besten geeignet, denn sie ermöglichen eine größere Toleranz beim Messen des Abstandes zwischen den beiden Nägeln an der Wand.
Andere Bilderösen, die sich für schwere Bilder ganz besonders gut eignen sind: die fixen Bilderösen und die langen Bilderösen mit mehreren Löchern. Diese letztgenannten können den Metallwinkel ersetzen, da die Nägel beiderseits in der Rahmenecke eingeschlagen werden.
Die Bilderhaken werden jeweils auf ca. 5 cm Abstand von der Rahmenecke angebracht. Wenn sie sich nämlich näher am Zentrum der Rahmenoberseite befinden würden, hätte der Kunde Schwierigkeiten beim Aufhängen des Bildes, denn der eventuelle Höhenunterschied zwischen den zwei Nägeln würde beim Aufhängen des Bildes viel mehr auffallen.
Außerdem besteht, wenn die zwei Nägel nahe am Zentrum der Seite angebracht werden, eine größere Wahrscheinlichkeit, daß sich die Rahmenseite aufgrund des Gewichtes verzieht, vor allem bei dünnen Rahmen.
Es ist niemals empfehlenswert, drei Bilderhaken anzubringen, denn dies würde eine absolute Genauigkeit beim Messen von Höhe und Abstand der Nägel an der Wand erfordern und das Gewicht des Bildes nur auf die zwei oberen Nägel verteilt werden.

 

Das Schließen des Bildes
Sehr große Bilder werden auf der Rückseite nicht mit Papier oder Steifpapier geschützt.
Steifpapier gibt es nämlich im Handel gewöhnlich nicht in großen Dimensionen, und das Papier würde beim Transport des Bildes sicher reißen.
Hier empfiehlt sich das Anbringen von gummiertem Papier, das angefeuchtet und am hinteren Bildrand entlang befestigt wird, damit es zum Teil den Rahmen und zum Teil den Rahmenrücken abdeckt.
Weniger günstig ist die Verwendung von Klebeband oder Papierband (masking tape), denn in beiden Fällen trocknet der Klebstoff mit der Zeit aus und löst sich.

 

Eine Platzfrage
Sind wir überhaupt in der Lage, riesengroße Bilder einzurahmen?
Nicht alle Einrahmer können diese Frage bejahen.
Ein Einrahmer, der nur eine kleine Werkstatt besitzt, kann schwer Bilder einrahmen, die größer sind als sein Arbeitstisch, oder zumindest lohnt es sich nicht, denn dies würde so viele Probleme aufwerfen, daß der Aufwand größer wäre als der Gewinn.
In einem solchen Fall sollte man dem Kunden gegenüber ehrlich zugeben, daß man nicht in der Lage ist, die Arbeit auszuführen.
Man könnte den Kunden evtl. an einen Kollegen weiterleiten, mit dem man zusammenarbeitet.
Oder man nimmt die Arbeit an und lässt sie von einem Kollegen ausführen, der besser ausgerüstet ist.

 

Der Preis
Bei der Berechnung des Preises für sehr große Bilder kann nicht die gleiche Kalkulationsbasis gelten wie bei normalen Bildern.
Sehr große Bilder sind aus verschiedenen Gründen mit höheren Produktionskosten verbunden.
Das Glas muß dicker sein, muß also extra bestellt werden.
Die Rahmenrückseite besteht oft aus einem besonderen Material und muß ebenfalls extra beschafft werden.
Die Arbeitszeiten sind länger, denn der Rahmen muß noch zusätzlich durch Eisendraht und Metallwinkel verstärkt werden. Es werden spezielle Bilderösen verwendet.
Dies sind alles Mehrkosten, die bei der Preiskalkulation berücksichtigt werden müssen.
Zögern Sie also nicht, einen höheren Preis zu verlangen, in dem alle diese Zusatzkosten enthalten sind.
Erfahrene Einrahmer wissen, daß sehr große Bilder nur selten zu einem guten Gewinn führen.
Am Ende stellt man oft fest, daß sich die Mühe mit den verschiedenen Problemen, mit denen man sich herumschlagen mußte, nicht ausreichend gelohnt hat.

 

Der Transport
Das letzte, aber manchmal sogar größte Problem, mit dem man sich bei großen Bildern auseinandersetzen muß, ist der Transport. Oft kann der Kunde das Bild nicht selbst transportieren, da es nicht in sein Auto paßt. Wenn Sie einen Lieferwagen oder ein großes Auto mit Hecktür haben, können Sie dem Kunden das Bild ins Haus liefern. In diesem Fall sollten Sie sich den Transport bezahlen lassen. Wenn Sie für einen Transportdienst ausgerüstet sind, dann stellen Sie in Ihrem Geschäft oder im Schaufenster ein Schild aus: “Transport im Stadtgebiet DM 25”. Sind Sie dagegen nicht für einen Transportdienst ausgerüstet, müssen Sie eine andere Lösung finden (Vertrag mit einer kleinen Speditionsfirma, Mieten eines Lieferwagens usw.). Vorsicht ist geboten, wenn der Kunde versucht, das große Bild in sein Auto zu laden. Sie werden sicher schon festgestellt haben, daß den Kunden gar nicht bewußt ist, wie empfindlich Rahmen sind. Oft werden die Rahmen auf den Boden aufstellt, oder schräg auf eine Ecke, oder auf andere Bilderrahmen, ohne auf den Haken zu achten, der die darunterliegenden Rahmen beschädigen kann.

 

 

Noch schlimmer ist, wenn das Glas des Rahmens mit anderen Gegenständen in Berührung kommt, wodurch es bei der ersten Erschütterung brechen kann. Es wäre besser, dem Kunden beim Einladen grosser Bilder ins Auto zu helfen und ihm nahezulegen, dass er auch beim Ausladen sehr aufpassen muss.

 

 

Dem Kunden, der ein zusammengerolltes Bild zum Einrahmen gebracht hat, ist nicht immer klar, dass das Bild nach dem Einrahmen ganz andere Dimensionen hat und wie er das Bild nach Hause bringen soll.

 

 

Um beim Abholen des Bildes Überraschungen zu vermeiden, sollte bei Auftragserteilung das Problem mit dem Transport geklärt werden.