Wie man peinliche Situationen, die in Gegenwart von Kunden entstehen können, meistern kann.
Sie bedienen einen Kunden und ein anderer Kunde
mischt sich ein und schlägt seine Lösung vor.
Sie können schlecht den aufdringlichen Kunden zum
Schweigen bringen, zumal Sie gemerkt haben, dass der
erste Kunde froh ist, eine weitere Meinung zu hören.
Letztendlich entschliesst er sich sogar für die Lösung
des Indiskreten.
Lassen Sie sich Ihre Verärgerung nicht anmerken,
vergewissern Sie sich nur, dass Ihr Kunde tatsächlich
mit seiner Wahl überzeugt ist und ihm diese nicht,
mehr oder weniger, aufgedrängt worden ist.
Der Kunde bringt ein Bild zum einrahmen und sagt,
dass der Maler des Bildes, eine bestimmte Einrahmung
empfiehlt.
In den meisten Fällen sind diese Ratschläge falsch.
Auch sehr begabte Maler haben in der Regel mit der
Wahl des richtigen Rahmens kaum Erfahrung.
Es kann auch sein, dass der Ratschlag des Malers vom
Kunden falsch verstanden worden ist, oder dass der
Kunde die Angaben des Malers nicht genau
wiedergeben kann.
In diesen Fällen sollte man dem Kunden zuerst die
Lösung des Malers zeigen, um dann zu geeigneteren
Vorschlägen überzugehen, ohne die Idee des Künstlers
zu schmälern.
Auch bei einem Verkaufsgespräch mit Eheleuten kann
es zu peinlichen Situationen kommen.
So sehr die zwei sich lieben mögen, werden sie sich
über die Wahl des Rahmens nicht einig sein und ihre
Meinungsverschiedenheit klar un deutlich in unserer
Gegenwart äussern. Noch schlimmer ist es, wenn man
uns fragt, für jemanden Partei zu ergreifen. Das sollten
Sie grundsätzlich unterlassen.
Sagen Sie stattdessen, dass es ganz normal ist,
verschiedene Ideen zu haben: “In Bezug auf
Geschmack, kann man nicht von Recht oder Unrecht
reden, ich kann Ihnen nur sagen, welchen Rahmen ich,
nach meinem Geschmack, wählen würde, natürlich
heisst das nicht, dass diese, die beste Wahl ist”.
An dieser Stelle lassen Sie die Zwei mit einem Vorwand
einige Minuten allein: “Ich lasse Sie allein, damit Sie
sich in Ruhe entscheiden können.”
Ein Kunde bringt einen Freund mit, der “sich mit
Rahmen gut auskennt”. Nicht nur hat der sogenannte
Kenner von Rahmen keine Ahnung, er nimmt eine auch
arrogante Haltung ein. Er ignoriert uns und unsere
Ratschläge und drängt dem armen Freund seine Ideen
ein, die wir als Fachmann nie unterstützen würden.
Am liebsten würden wir den “Kenner” rausschmeissen,
können uns allerdings diplomatisch und freundlich nur
darauf beschränken, unseren Kunden zu fragen, ob er
tatsächlich von seiner Wahl überzeugt ist.
Denken Sie in diesen Fällen daran, eine Anzahlung zu
verlangen, um, im Falle von Beanstandungen, gesichert
zu sein.
“Vergessen Sie nicht das übliche Skonto von 10%” sagt
laut der Maler, in Gegenwart eines anderen Kundens.
Es ist zwar üblich, dass man gewissen Stammkunden,
wie Maler, Fotografen, Dekorateure usw. ein Skonto
gewährt.
Das müssen allerdings “normale” Kunden nicht
unbedingt so “brutal” erfahren.
Wir müssen an dieser Stelle dem normalen Kunden
erklären, dass es sich um ein Skonto handelt, der für
Kunden, die einen grossen Arbeitsvolumen bringen, wie
Maler usw., vorgesehen ist.
Bei der ersten Gelegenheit müssen wir nicht
versäumen, dem “unfeinen” Maler zu erklären, dass
man etwas diskreter über Skontos reden müsste.
“Kann ich als Polizist mit einem Preisnachlass
rechnen?” fragt der Kunde in Uniform.
Ich rate, die Anfrage freundlich aber bestimmt
abzulehnen.
Kunden in Uniform, die von ihrer Position profitieren
wollen, verliert man gern.
Während Sie einen Kunden bedienen, der viele Bilder
einrahmen muss, kommt ein zweiter Kunde in Ihr
Geschäft.
Lassen Sie auf keinen Fall den ersten Kunden im Stich,
um den neuen zu bedienen.
Begrüssen Sie den neuen Kunden freundlich und sagen
Sie ihm: “Es wird ca. eine halbe Stunde dauern,
möchten Sie warten oder lieber später vorbeikommen,
damit wir alles in Ruhe machen können?”
“Ich habe ein Bild vom Künstler “So und so” gekauft,
der mir empfohlen hat, das Bild bei Ihnen einrahmen
zu lassen. Er sagt, Sie würden mir einen Preisnachlass
von 10% gewähren”.
“Ich bin der Cousin von …., die Tochter von Frau…”
“Der Maler…hat mich beauftragt, für ihn einen Rahmen
machen zu lassen. Er hatte keine Zeit, selber zu
kommen. Ich soll Sie an das Skonto erinnern”.
Verschiedene Situationen, gleiches Thema.
Sie sind kaum zu vermeiden, wenn wir bestimmten
Kundenkategorien Preisnachlässe gewähren.
Es ist allerdings nicht empfehlenswert, diesen Anfragen
nachzukommen.
Sagen Sie höflich, dass Sie, in Anbetracht dessen, dass
er von Ihrem Kunden, dem Maler, geschickt worden sei,
seiner Arbeit besonderer Aufmerksamkeit widmen
werden, dass Sie allerdings kein Skonto gewähren
können.
Das Skonto für den Maler ist gerechtfertigt, weil er
viele Bilder einrahmen lässt. Wenn wir allerdings jedem
Kunden Preisnachlässe gewähren würden, könnten wir
ruhig den Laden schliessen.
Bei der ersten Gelegenheit bitten Sie den Maler,
bezüglich Skontos, etwas diskreter zu sein. Es muss
ihm klar sein, dass er nicht Skontos für sich und auch
für seine Kunden verlangen kann. Es liegt auch in
seinem Interesse, dem Kunden klarzumachen, dass
Rahmen nicht gerade preiswert sind, wenn er seine
Werke komplett mit Rahmen verkauft.
Trotz unserer Bemühungen, ihn davon abzuraten und
zu entmutigen, beharrt der Kunde auf seine Idee, das
Bild mit einem absolut unpassenden Rahmen
einrahmen zu lassen. Wenn wir den Auftrag annehmen,
können wir davon ausgehen, dass jeder, der das
eingerahmte Bild zu sehen bekommt, sich fragen wird,
welcher Einrahmer wohl diese Scheußlichkeit vollbracht
hat.
Was ist tun? Das hängt von Fall zu Fall ab. Sollten Sie
den Wünschen des Kunden nachkommen, bringen Sie
auf keinen Fall Ihr Firmenlogo auf das eingerahmte Bild
an!
Wenn für ein wertvolles Kunstwerk eine Einrahmung
gefragt wird, die den Schutz des Kunstwerkes über
Jahre hinaus nicht garantiert, zwingt uns unsere
professionelle Ethik, auf die Arbeit zu verzichten.
Ein ehemaliger Angestellter von uns, der von unserer
Kundschaft sehr beliebt war, hat sich selbstständig
gemacht und ein eigenes Einrahmungsgeschäft in
einem anderen Ortsteil eröffnet. Was machen wir, wenn
ein Kunde uns bittet, ihm seine Adresse zu geben? Es
gibt zwei Möglichkeiten: wir geben die gewünschte
Information: “Alberto war viele Jahre bei uns und hat
im Thema Einrahmung sehr viel gelernt. Wir freuen
uns, dass ihn diese Kenntnissen geholfen haben, neue
Wege zu gehen”.
Dies gilt vor allem dann, wenn wir in guter Beziehung
mit dem ehemaligen Angestellten sind. Wahrscheinlich
werden wir einen Kunden weniger haben, dieser wird
allerdings unsere freundliche Vorgehensweise zu
schätzen wissen.
Wenn die Trennung mit unserem Angestellten nicht so
idyllisch war, können wir ruhig gestehen: “Mittlerweile
gehört Alberto zur Konkurrenz und unsere Beziehungen
sind ein wenig angespannt. Bitte haben Sie
Verständnis, wenn wir Ihnen diesbezüglich keine
Informationen geben möchten. Der Kunde wird
möglicherweise nicht sehr glücklich sein aber unsere
Offenheit zu schätzen wissen.
Was tun, wenn der Maler-Neuling uns bittet, einige
seiner Bilder in unserem Geschäft zum Verkauf
auszustellen?
Zum einen möchten wir den armen Maler-Anfänger
nicht demotivieren, zum anderen möchten vermeiden,
in unserem Laden Abscheulichkeiten ausstellen. Eine
mögliche Antwort könnte sein: “Es tut mir leid, in der
Regel stellen wir nur Werke von bekannten Künstlern
vor.
Oder man könnte versuchen, ihn zu entmutigen, indem
man ihn mit möglichen steuerlichen Komplikationen
erschreckt: “Die Umsätze von eventuellen Verkäufen
Ihrer Bilder müssten wir in unserer Steuererklärung
aufführen.. usw”.
Eine dritte Lösung könnte die sein, nur eins von seinen
Bildern auszustellen (das weniger Schlechtere). Sagen
Sie ihm, sie hätten nicht viel Platz und sobald das eine
Bild verkauft sei, das nächste ausgestellt werden
könnte.
Es kann sogar sein, dass das Bild tatsächlich verkauft
wird, wenn nicht, hätten wir trotzdem das Problem für
eine längere Zeit gelöst.